Westliche Medien melden, der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, habe den russischen Erklärungen von einer ukrainischen Spur zum Terroranschlag bei Moskau am 22. März widersprochen. So titelt die Frankfurter Rundschau online: «Nach Moskau-Anschlag: Putin-Verbündeter Lukaschenko torpediert Ukraine-Behauptung».
«So wollten die Attentäter nach dem Angriff auf die Crocus City Hall nahe Moskau laut Aussage Lukaschenkos möglicherweise in sein Land fliehen», schreibt die Zeitung. Die Behauptung torpediere die Aussagen unter anderem des russischen Präsidenten Wladimir Putin, wonach die Ukrainer den Attentätern bereits ein Schlupfloch vorbereitet hätten.
«Sein Freund fällt ihm in den Rücken», behauptet gar die Bild-Zeitung online und titelt: «Putins Lüge über Moskau-Terror enthüllt». Euronews meldete, Lukaschenko würde «dem Kreml» widersprechen und dass die Attentäter zuerst nach Belarus fliehen wollten. Dazu wird auch das Institute for the Study of War (ISW) zitiert, das glaubt zu wissen, im Kreml gebe es Probleme, «eine einheitliche rhetorische Linie zum Anschlag auf die Crocus City Hall zu finden».
Doch es handelt sich offensichtlich um Falschmeldungen und Wunschdenken der westlichen Medien, die sich auf die belarussische Nachrichtenagentur BELTA berufen. Die hatte am 26. März berichtet, dass Lukaschenko gegenüber Journalisten der Vermutung widersprach, dass die Terroristen nach dem Anschlag bei Moskau nach Belarus fliehen wollten. Der Präsident erklärte demzufolge:
«Sie konnten nicht nach Belarus gehen. Ihre Drahtzieher (wir haben einen Verdacht gegen einige von ihnen, ich werde Putin anrufen und ihm meinen Verdacht mitteilen) – ihnen war klar, dass sie nicht nach Weissrussland einreisen konnten.»
Lukaschenko sprach im Weiteren über die enge Zusammenarbeit mit Putin sowie der Sicherheitsbehörden beider Länder gleich nach dem Anschlag. Die Attentäter seien in Richtung Belarus unterwegs gewesen, aber die Grenze sei gesperrt worden und daraufhin hätten die Attentäter sich in Richtung russisch-ukrainische Grenze bewegt.
Die beiden Präsidenten standen danach miteinander in Kontakt und haben sich den Angaben zufolge ebenso wie die Sicherheitsbehörden beider Länder eng über das Vorgehen bei der Fahndung nach den Terroristen abgesprochen. Der belarussische Staatschef betonte laut der Nachrichtenagentur den Dialog mit Moskau und dass es eine «ständige Interaktion» zwischen beiden Ländern gebe.
Das ISW sieht dagegen in den unkorrekt zitierten Aussagen Differenzen zwischen Minsk und Moskau. Lukaschenko wolle sich gegen Vorwürfe absichern und mit seinen Aussagen verhindern, dass der Kreml versuche, «nicht-öffentliche Informationen über die ursprünglichen Fluchtpläne der Angreifer zu nutzen, um ihn in Zukunft unter Druck zu setzen».
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